Elija setzte sich unter einen Ginsterstrauch in der Wüste und wünschte sich den Tod.
„Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter…“

„Steh auf und iss. Sonst ist der Weg zu weit für Dich.“

Zuerst spricht einer, der erkennt, dass er schuldig geworden ist. Ihm hatte der Beweis, dass sein Gott sich als der wahre Gott erwies vor den Baals-Priestern, nicht gereicht. Er steigerte sich so in seine Rage hinein, dass er sie alle umbrachte. Dann war er der Gejagte, der sich verstecken musste.
Er wurde der Prophet, der keinen Mut mehr hatte, der aufgab, der sich seinem Burn-out überließ. Die Einsicht, dass er nicht besser war als seine Väter, bewirkte nicht seine Umkehr. Er konnte einfach nicht mehr. Aus dem ehemalig stolzen und selbstbewusstem Menschen wurde einer, der seine Hilflosigkeit und Ohnmacht durchkosten musste bis zum Grund.
Und da kommt einer wie ein Engel – ein wandernder Beduine vielleicht, der den erschöpften Mann findet, oder ein Rabe, wie es die Legende märchenhaft erzählt, und ihm Brot und Wasser gibt.. Er kommt zweimal, bis Elia in der Kraft dieser Speise wieder aufstehen kann.

„Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen“, meint ein arabisches Sprichwort. Diese Volksweisheit ist eine allgemeine Erfahrung. Gleichzeitig gilt auch, dass es einer gefühlten Fürsorge und Liebe bedarf, damit ein Mensch wieder hoffen und glauben kann, dass es eine Zukunft für ihn gibt. Das Wort allein ist zu wenig. Ein anderer muss die Not sehen, mitempfinden und tatkräftig helfen. Manchmal braucht der, der nur noch schlafen wollte, dann gar kein Wort mehr, sondern hört in seiner eigenen Tiefe, wie es weitergehen kann.

Sicher ist, dass Leib und Seele jeweils ihre Nahrung brauchen. In persönlichen Notzeiten, wird uns das bewusster. Wir dürfen um die Kraft bitten, uns dann nicht in uns selber einzuigeln und „unsere eigenen Wunden zu lecken“, sondern auf Gottes Kraft zu vertrauen, der alle unsere Wege mitgeht“ (A. Delp)
Es geht darum, immer mehr einzusehen, dass unser Glaube, unsere Hoffnung und unsere LIEBE, auch wenn sie uns grundsätzlich geschenkt sind, immer wieder ihre Nahrung brauchen, um jung und lebendig zu bleiben.
Deshalb ist die Frage: Was nährt mich wirklich? eine der wichtigsten Fragen überhaupt.
Religiöse Menschen neigen manchmal dazu, ihre Antwort sofort aus der Unmenge von religiösem Vokabular zu nehmen. Das ist sicher nicht ganz falsch.
Aber könnte es nicht sein, dass die Antwort incognito kommt, so wie bei Elias?
Ich denke, dass er die 40 Tage Wanderung zum Berg Horeb gebraucht hat, um dann mit seinem ganzen Wesen zu erfassen, wer dieser Gott für ihn war. Gott selbst hat es ihm gezeigt aber Elias war bereit dafür, konzentriert, achtsam und leer von eigenen Vorstellungen. Er musste durch eine harte Schule gehen. Gott ist der ganz Andere. Elija hatte sich ein Bild gemacht, das seinem Naturell entsprach. Gott nahm ihm die Täuschung weg.
So wurde ihm geschenkt, dass er später Gott auch im Alltag erkannte.
Text: Sr. Pietra Hagenberger
Bildertexte: Frau Dorothea Spenger (Instagram: @doros.auszeit)