Ankommen

Gemeinsam zog dann die lange, heitere, jugendliche Prozession in Richtung Niedermünster.
Dort wartete im Innenhof bereits die Schwesternband auf der Bühne, mit schwungvollen Liedern zum Auftakt zu dieser Wallfahrt. Sr. Renate Weber schrieb dieses Jahr das Themenlied:
„Sehnsucht, Tatendrang, Mut oder Widerstand – was bewegt dich?“

Samstag, 08.07.17
Regensburg-Hauptbahnhof:

Was für ein Szenario: Ein riesiges Willkommens-Banner,
eine Abordnung von Schwestern und Jugendlichen und dann kommen sie endlich,
die da schon erwartet und willkommen geheißen wurden:
fast 200 Teilnehmerinnen der diesjährigen Jugendwallfahrt unter dem Motto:
Bring dich ins Spiel! Zeig Herz!,
die als Spurensuche in der Geburtsstadt Mutter Theresias stattfand.

Eine Mädchengruppe aus Schierling führte in einem pantomimischen Anspiel die ganze Gruppe ins Thema hinein, indem bei einem heiteren Puzzle-spiel, das sich sehr konfliktreich entwickelte, endlich ein konstruktiver Weg gefunden wurde, gemeinsam an derselben Sache zu arbeiten, den Blick für jene zu schärfen, die am Rand stehen und so sein Herz einzubringen.
Mutter Theresia nannte das mal so: „Gottes Sache, sonst nichts liegt uns am Herzen!“

Doch wer kam da denn noch auf die Bühne?
Eine Oma kam schnaufend an und war voller Ungeduld, wo denn jetzt die Wallfahrt begänne? Ein wenig verwundert sei sie schon, weil so ganz andere Leute da waren, als sie es gewohnt sei – so viele junge Leute. Aber sie hat ja das Plakat gesehen, daher war sie sich ganz sicher: bei dieser Wallfahrt bin ich dabei. Den Rosenkranz hatte sie schon eingepackt …

Doch mitten im Redeschwall wurde sie unterbrochen: Ihr Enkel Philipp hatte bei demselben Plakat ganz anderes wahrgenommen. Voller Begeisterung wartete er auf die Spurensuche und war schon ganz heiß darauf, was es zu finden und zu entdecken gäbe …

Und so hat wohl jede Teilnehmerin so ihre eigenen Erwartungen mitgebracht zu diesem großen Jugendtreffen in Regensburg.
Woher kamen die eigentlich alle?
Von Neunburg und Geisenfeld, von Schierling und Niedermünster und natürlich von München …
alle irgendwie mit Schulschwestern in Kontakt und neugierig auf andere „Spurensucherinnen“.

Mittendrin

Nach dem gemeinsamen Auftakt und Mitsingkonzert wurden die einzelnen workshop-Gruppen aufgerufen, die das Kernstück des Tages waren.
Mehr dazu später ….

„Kämpferisch – mutig – Glauben verleiht Flügel!

Ob die Teilnehmerinnen sich zu Beginn des Taekwondo-Workshops sich wirklich vorstellen konnten, dass eine Kampfsportart mit Glauben verbunden werden kann, bleibt offen… Während des Vormittags kamen sie jedenfalls ins Staunen. Über eine Ordensfrau, die den schwarzen Gürtel besitzt und sie ganz schön ins Schwitzen brachte. Über die eigene Fähigkeit, Bretter zu zertrümmern und sich mit lauten Rufen durch eine Turnhalle zu boxen und zu kicken. Und nicht zuletzt über alles, was ihnen Kraft und Power gibt: Glauben, Freundschaft, Familie, Durchhaltevermögen und persönliche Stärken. Mit hochroten, aber zufriedenen Gesichtern und gestärkt durch eine biblische Gotteszusage zogen die Teilnehmerinnen dann gutgelaunt in die Mittagspause!“

Aus vielen Teilen wird ein Ganzes – gestalten mit Spiegelmosaik.

Kreativ ausleben konnten sich viele schon im ersten Teil und das mit nur drei unterschiedlichen Acrylfarben – natürlich passend zur Einladung – in rot, gelb und Kupfer. Es wurde gepinselt, gespritzt, getupft und so waren unterschiedliche „Grundlagen“ für die Weiterarbeit gelegt. Nach der Bibelarbeit ging es weiter mit den Spiegelmosaiksteinen. Den Tüftlern waren die Steine zu groß und so wurden sie kurzerhand mit einer Zange verkleinert. Die Ausgestaltung des Bildes war sehr unterschiedlich und individuell – auf jeden Fall konnte am Ende jede Teilnehmerin mit einem Kunstwerk nach Hause fahren.

Franziska, eine Teilnehmerin schreibt:
Ich hatte das große Glück in der Gruppe des Streetworkers dabei zu sein. Es fällt mir schwer, die Erfahrungen kurz zu formulieren, da der Gesamteindruck so prägend war.
Es begann schon, als wir vom ‚Empfangskomitee‘ die andern Schülerinnen am Bahnhof abholten; als da ein Betrunkener seine Bierflasche zerbrach, hielt ich meine Tasche schon mal fester.
Meine ersten Gedanken waren „Morgens um 9:00 und schon so betrunken, welch ein vergeudeter Samstag!“.
Die Szene rückte wieder in den Hintergrund, als wir die andern Teilnehmerinnen nach Niedermünster begleiteten und dort die Wallfahrt ihren gemeinsamen Auftakt hatte.
Doch als unser Workshopleiter, Streetworker Ben, sagte: „Wir nehmen einen Korb Getränke (Wasser, Saftschorlen, Cola) zum Bahnhof, welche ihr an die Menschen, Alkohol- und Drogenabhänige verteilt, welche auf der Straße leben. Dann kommt ihr schon mit ihnen in das Gespräch“ da waren auf einen Schlag meine Gefühle und Gedanken von vor zwei Stunden wieder lebendig.
„Ich- jetzt mit diesen Leuten reden?“ Mulmigen Gefühls trug ich den Korb. Und tatsächlich, Ben eröffnete den ersten Kontakt, er ist ein bekanntes Gesicht beim Bahnhofsklientel. Und das Gespräch lief von selber, die Menschen wollten sich mitteilen. Tief prägten sich mir Bens Worte ein, als er auf meine Frage antwortete: Warum machst du diesen Job und hast du vor, mal etwas anderes zu machen?
„Nein, ich bin seit 7 Jahren Streetworker in Regensburg und könnte mir nichts anders vorstellen. Warum? Da jeder Mensch eine gute Seele hat!“
Wir waren eine Stunde am Bahnhof und kamen mit Alkoholabhängigen und Heroinabhängigen in Kontakt. Auch zeigte uns ein Mann direkt 2 Heroinampullen, im Wert von 80 Euro, welche er nach unserem Besuch nehmen wird …

Viele Eindrücke, die nur schwer in Worte zu fassen sind, aber bei uns, die wir es erlebt haben, viel Nachdenklichkeit weckten und noch lange nachwirken werden …

Unterwegs mit einem Streetworker

Holzherzen gestalten

Nach bewegter Kennlernrunde und Kurzgeschichte, teilten wir einander mit, was unser Leben bunt und farbenfroh macht. Anschließend kamen Brennpeter, Sprühdose, Farben und Pinsel ins Spiel. Mit vielen kreativen Ideen machten sich die Teilnehmerinnen an die Arbeit, Holzherzen zu gestalten – für sich selbst, aber auch für Menschen, die ihnen am Herzen liegen. Ein Segensgebet – für alle Herzensanliegen gesprochen – rundete unser Miteinander ab.

Moorpfad oder: was uns schwierige Wegstrecken bewältigen lässt

Die Teilnehmerinnen dieses Workshops (9.2) mussten sich gleich mal auf den Weg machen,
da für uns ein herrlicher Platz an der Donau reserviert war. Auf dem Weg dorthin gab es jedoch einen Zwischenstopp „Am Gries 19“ in Stadtamhof – dem Geburtshaus Mutter Theresias.
Dort fanden wir doch wirklich eine Botschaft von ihr persönlich an die „Spurensucherinnen“ –
einen Brief, wie sie als 12-jährige vor einer schweren Entscheidung stand …

In der Hauskapelle gönnten wir uns ein paar stille Minuten, um diesem Erleben Karolina Gerhardingers noch ein wenig nach zu spüren und zu überlegen, ob ich das auch kenne,
dass es manchmal nicht darum geht, ob ich Lust zu etwas habe, sondern etwas Wichtiges ansteht, das um der Sache selbst willen einfach angepackt werden muss!

(Der Moorpfad fand sehr großen Anklang und fand in zwei parallelen Gruppen statt)

Als wir dann unseren „Platz an der … Donau“ erreicht hatten, galt es zuerst ein wenig rauszukriegen, mit wem man es zu tun hat. Aber nicht mit einer langweiligen Vorstellrunde, sondern mit verschiedenen Aussagen, zu der jede sich entweder auf das JA- oder das NEIN-Feld stellen konnte. z.B.

• Ich habe mehr als 2 Geschwister
• Ich spiele ein Instrument
• Ich bin in einem Verein.
• Ich kann auf Anhieb 3 Eigenschaften von mir sagen, die ich an mir gut finde!
• Dass Mutter Theresia in Regensburg geboren ist und dass sie die Gründerin der Schulschwestern ist, weiß fast jeder. Ich weiß von Mutter Theresia noch etwas mehr …
• Ich habe schon einmal das Gefühl gehabt, jetzt geht überhaupt nichts mehr
Ich erinnere mich daran, was mir damals geholfen hat …

Und dann kann die eigentliche Aufgabe:

„Stellt euch vor, hier ist ein großes Moor, das wir gemeinsam überqueren müssen, um ans Ziel zu kommen. Das ist eine Herausforderung, die wir nur gemeinsam schaffen können. Es ist nämlich nur geschafft, wenn alle drüben ankommen.

Es ist schwer – aber es gab Hilfen: jene Erfahrungen, die beim vorigen Kennenlernspiel am Ende gesammelt wurden. Diese helfenden, unterstützenden Erfahrungen wurden sichtbar als Teppichfliesen in die Mitte gelegt; auf diesen Fliesen lässt sich das große Moor überwinden. Doch: wie gute Freunde, so muss man auch die hilfreichen Fliesen pflegen, in Kontakt mit ihnen bleiben, sonst gehen sie verloren. Für unsere Übung heißt das: Wir dürfen die Fliesen nützen, dürfen aber nicht den Kontakt zu ihnen verlieren. Wenn sie nicht berührt werden, sind sie weg.

Nach einer kurzen Planungs- und Erprobungsphase gings dann echt los –
Und was soll ich euch sagen: trotz mancher Fliesenverluste und Handicaps kam die ganze Gruppe heil ans Ziel.

Ihr wart eine super Gruppe, die nicht nur die Aufgabe insgesamt schaffte,
sondern der es auch gelang z.B. jenen, die einen Fehler machten, weiterhin gut zu begegnen und
die mit Problemen kreativ umging (als kein Platz mehr auf den wenigen Fliesen war, wurde eine einfach getragen, damit sie nicht ins „Moor“ fiel ).

Finale

Nach den höchst lebendigen workshop-Aktivitäten versammelten sich alle Teilnehmerinnen erneut im Innenhof von Niedermünster.
Doch wer geglaubt hat, jetzt wird halt ein bisschen ausgewertet, erzählt oder so – der hat sich gewaltig getäuscht. Galt es doch, noch einen Schatz zu finden. Philipp hatte rausgebracht, dass einer den Schatz suchen soll, dies aber nur schaffen kann, wenn alle zusammenhelfen.
Wie kann das wohl gehen, wenn der eine gelähmt, die andern stumm und der Schatzsucher blind war?

Alles wird hier nicht verraten, nur so viel: Der Schatz wurde gefunden!!
Und er führte zu einer Überraschung:

Höhepunkt und Abschluss des Tages war dann der Gottesdienst in der Niedermünsterkirche,
den Pfarrer Eichinger aus Regensburg-Reinhausen mit großer Herzlichkeit und Natürlichkeit zelebrierte. Die musikalische Gestaltung durch die Niedermünster-Band brachte mit schwungvollen Liedern die richtige Atmosphäre in die Feier und die gebackenen Herzen, die am Ausgang dann für alle verteilt wurden, sorgten für das rechte Maß an Stärkung – eben nicht nur der Seele sondern auch des Leibes.

Bring dich ins Spiel! Zeig Herz!
Diese Botschaft wurde uns an diesem Tag echt ins Herz geschrieben.

HERZ-lichen Dank allen, die den Tag vorbereitet, durchgeführt und durch ihr Dabeisein so bereichert haben.